Bayern: Selbstbewusst in den Frühling – dank Body-Positive-Bewegung

In Oberbayern und im Bayerischen Wald herrscht noch tiefster Winter, vielerorts liegt gar eine dicke Schneeschicht. Bei Temperaturen um bzw. unter dem Gefrierpunkt halten dicke Pullis, Daunenjacken und Wollhosen angenehm warm – und dank der dicken Stoffschichten lässt sich das eine oder andere Pfund zu viel noch geschickt kaschieren.

Doch der Frühling naht, und damit auch die Zeit luftig-leichter Kleidung. Bei vielen löst der Gedanke an den Frühling Vorfreude und Unbehagen zugleich aus. Das mag paradox klingen. Doch viele Menschen fühlen sich in ihrer Haut nicht wohl, sie finden ihren Körper nicht wirklich schön. Für sie ist daher die Vorstellung eher erschreckend, sich in kurzer, körperumspielender Kleidung zu zeigen. Doch damit soll dieses Jahr Schluss sein. In den sozialen Netzwerken sorgt nämlich seit einiger Zeit die sogenannte Body-Positive-Bewegung für Furore, die den Menschen beibringen möchte, sich so zu akzeptieren, wie sie sind.

Bildnachweis: lailailaiki – Pixabay.com

Mit einem weitfallenden Pullover den Bauch kaschieren, schmale Hosen und Röcke vermeiden und auch bei warmen Temperaturen immer lange Ärmel tragen – das sind nur einige der Einschränkungen, die sich viele Bayern beim morgendlichen Ankleideritual auferlegen. Laut einer Studie fühlt sich immerhin jeder zweite Bewohner des Freistaats zu dick. Doch muss wegen einiger Kilos zu viel auch das Selbstbewusstsein leiden?

Mit Selbstliebe gegen Schönheitsnormen

In den sozialen Netzwerken wie Instagram und Facebook outen sich seit einiger Zeit immer mehr User als Anhänger der Body-Positive-Bewegung – ihnen geht es konkret darum, ein verändertes Selbstbild zu etablieren: weg von den unrealistischen Idealen der Modeindustrie und Hochglanzmagazine, hin zu mehr Selbstbewusstsein und Eigenliebe. Kurz: Frauen und Männer sollen wieder lernen, ihren Körper so zu mögen, wie er ist. Dabei geht es längst nicht nur um dick oder dünn, sondern auch um Narben, Hautfarbe und andere äußere Merkmale, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen.

Vorreiter dieser Bewegung sind überwiegend junge Frauen wie etwa Megan Jane Crabbe aus dem englischen Essex. Wie viele von ihnen litt auch sie in der Vergangenheit unter einer Essstörung. Frauen wie sie sind es, die Schluss machen wollen mit Essstörungen und psychischen Erkrankungen, die unter anderem daraus resultieren, dass ihr Äußeres nicht in unsere Gesellschaft passt. Sie schreiben deshalb über ihre Erfahrungen und Ängste, sie teilen ihre Unsicherheit bezüglich ihres Aussehens mit ihren Followern und ermuntern diese dazu, sich bedingungslos selbst zu lieben – mit allen Makeln.

Die Modeindustrie denkt um

Mittlerweile sind einige große Modeketten auf diesen Trend aufgesprungen. Beispielsweise hat H&M für seine letzte Werbekampagne Frauen unterschiedlicher Hautfarbe und Konfektionsgröße engagiert. Onlinehops wie Emilia Lay haben sich sogar komplett auf große Größen spezialisiert, sie bieten modische Kleidung ab Konfektionsgröße 40 an. Plus-Size-Models erobern zunehmend die Laufstege. Und 2016 war mit Ashley Graham erstmals ein Übergrößenmodel auf dem Cover der Sports Illustrated abgebildet.

Generell ist es als Schritt in die richtige Richtung zu werten, dass immer mehr Modeunternehmen Kollektionen in großen Größen anbieten. Allerdings wird es noch eine ganze Weile dauern, bis die Body-Diversity in der Modebranche als selbstverständlich gilt. Denn für Kleidung in großen Größen sind in den Modegeschäften immer noch separate Abteilungen eingerichtet. Die vermeintliche Abweichung von der Norm – also Mode in den Größen 34 bis 40 – wir dadurch eher noch verfestigt. „Große Mode“ ist also noch weit davon entfernt, selbstverständlich zu sein.

Letztlich ist es wichtig, sich in seiner Haut wohlzufühlen: Der Frühling in Bayern ist nämlich einfach viel zu schön, als dass man sich die Freude an luftig-leichter Mode von einigen überflüssigen Pfunden oder anderen vermeintlichen Makeln vermiesen lassen sollte – die übrigens bei genauerem Hinschauen jeder hat. Ein wenig Body-Positiv-Mentalität tut uns daher allen gut!



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