Gipfel der Genüsse: Zu Gast im Tegernseer Tal

Der Tegernsee ist die blau schimmernde Perle des bayerischen Oberlands. Fast drohte dieser Glanz vor einigen Jahren zu ermatten. Jahrzehnte lang waren die Ufer des Sees diskretes Rückzugsgebiet ungeheuer reicher Menschen. Aber mit den Milliardären vergreiste auch die Infrastruktur. Junges Leben und touristische Innovationen fanden hier lange Zeit nicht statt. Doch die Menschen des Tegernseer Tals haben ihre Region selbst wieder wachgeküsst. Sie haben ihre Heimat zu einer modernen und liebenswerten Vorzeige-Region für sanften Naturgenuss, Erholung und bayerische Gastlichkeit für alle Generationen gemacht.

Bildquelle: Dieter_G - Pixabay.com

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Tagesausflügler aus München wählen für ihre Anreise am Wochenende oft die Bayerische Oberlandbahn. Aus gutem Grund: Die Bahn endet quasi vor der Tür des berühmten Tegernseer Bräustüberls. Wer ein ganzes Wochenende in der bezaubernden Gegend verbringt, will mit einem Auto mobiler sein – zumal Abschnitte der Deutschen Alpenstraße die Gegend auch zu einer Genuss-Region für Automobilisten machen. Wer keinen eigenen Wagen besitzt, kann sich bei Portalen wie Cardelmar günstig einen Mietwagen für das Wochenende reservieren. So bleibt die Mobilität vor Ort garantiert.

Genießen wie Gott in Bayern

Das „Tegernseer Hell“ genießt weiter über das Tal hinaus Kultstatus. Das Bier ist so beliebt, dass die Brauerei in manchem Sommer Liefer-Engpässe hatte – weil das Leergut fehlte. Im Herzoglichen Brauhaus hat es seit beinahe 400 Jahren seine Heimat. Und hier schmeckt es am besten. Die Brauerei in einem ehemaligen Benediktinerkloster schmiegt sich in der Ortsmitte von Tegernsee direkt an das Seeufer. Brauherr ist der Herzog in Bayern. Aus diesem herzoglichen Zweig der Wittelsbacher stammte einst auch die österreichische Kaiserin Sissi.

In der rustikalen Schwemme gibt’s zur deftigen bayerischen Küche das süffige Gold aus dem Holzfass – mehr Brautradition ist nirgends. Natürlich ist das Bräustüberl kein Geheimtipp. Im Sommer ist an Wochenenden auch der Biergarten brechend voll. Die Menschen wissen eben, was gut ist. Ein Ausflug an den Tegernsee, ohne dort einzukehren, ist wie ein Paris-Besuch, ohne sich den Eiffelturm anzuschauen.

And the Oscar goes to – Tegernsee!

Bildquelle: czorny - Pixabay.com

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Das Örtchen Gmund am Nordzipfel des Tegernsees hat gerade einmal 6000 Einwohner – doch hierher stammt das begehrteste Papier der Welt. Schon 1829 wurde hier am Ufer der Mangfall die Büttenpapierfabrik Gmund gegründet. Wer einmal einen dieser mit kunstvollem Handwerk geschaffenen Bögen in der Hand hatte, will nie mehr Geburtstagsgrüße per SMS bekommen. Wenn es bei der Oscar-Verleihung in Los Angeles heißt „And the Oscar goes to . . .“ verbirgt sich das Blatt mit dem Nehmen des Gewinners in einem goldschimmernden Umschlag der Sorte „Gmund Treasury“. Besucher können diese Handwerkskunst erleben. Die Manufaktur lädt zu Fabrikführungen. Im Shop können Film-Fans ihr eigenes Treasury-Papier erwerben. Noch begehrter dürfte das Produkt aus der ein paar hundert Meter weiter gelegenen Papiermühle Louisenthal sein. Hier entsteht das Papier für die Banknoten des Euro und anderer Währungen.

Die Waldfeste – wo sich Chic und Schuhplattler treffen

Von Juni bis August laden die Gemeinden und Vereine rund um den Tegernsee zu ihren Waldfesten ein. Die einstigen Geheimtipps von Trachtlern oder Burschenvereinen haben sich zu Lifestyle-Events entwickelt. Heute sieht man auf den Parkplätzen mehr Münchner Kennzeichen als einheimische. Eine Riesengaudi ist es immer noch. Tracht ist Pflicht. Wie gut, dass sich am Tegernsee noch ein anderes beinahe ausgestorbenes Handwerk erhalten hat. Die Hutmacherei Schätz in Tegernsee fertigt seit 125 Jahren in Handarbeit Trachtenhüte. Ein paar Kilometer weiter in Kreuth hat der junge Martin Wiesner die Tradition neu belebt und hat auch einen großen ausländischen Kundenstamm. Auch die „Huterer“ zeigen Besuchern gerne ihr Handwerk. Ein Trachtenhut vom Tegernsee sorgt nicht nur bei den Waldfesten für folkloristischen Chic, sondern ist ein beliebtes und hochwertiges Souvenir.

Panorama-Straßen für Automobilisten

Die Deutsche Alpenstraße ist eine der schönsten Autorouten für Genuss-Fahrer. Vom Tegernsee führt ein Abschnitt der Straße über Kreuth hinauf zum Achenpass und windet sich dann hinunter zum Tiroler Achensee oder zum Sylvenstein-Speicher. Am Wegesrand liegen immer wieder kleine verträumte Almen, die zu einer Einkehr mit Brotzeit laden. Die Brücke über den Stausee ist ein beliebter Foto-Stopp. Weil der Wasserspiegel des Sees gerade stark abgesenkt wurde, kommt das versunkene Dorf „Fall“ wieder zum Vorschein. Bei einer Rast im neu aufgebauten Dorf oberhalb des Sees wird die wildromantische Geschichte vom „Jäger von Fall“ wieder lebendig.

Wandern wie Bayernkönig Maximilian

Rund um den Tegernsee gibt es dutzende von Wanderrouten durch das bayerische Voralpenland. Eine der schönsten Touren führt hinauf zur Königsalm auf 1.115 Metern. Dort oben ließ Bayernkönig Maximilian I. 1818 das Kavalierhaus bauen, zu dem er selbst oft wanderte. Der in der Nachbarschaft stehende Holzblockbau von 1723 ist die älteste Almhütte der Region. Die Tour startet in Wildbad Kreuth. Das romantisch gelegene ehemalige Kurbad ist heute vor allem noch durch die jährlichen Klausurtagungen der CSU bekannt. Auf dem Weg liegen auch die Gaisalm und eine Forellenzucht, die auch Besichtigungen anbietet.

Lohnend ist auch eine Wanderung hinauf auf den Hausberg der Tegernseer, den Wallberg. Die Wallbergstraße war früher Austragungsort rasanter Bergrennen. Die kurvige Mautstraße endet auf einem Parkplatz, von dem aus man in etwa 90 Minuten das Wallberghaus erreicht. Dort bietet sich ein fantastischer Blick auf den Tegernsee. Im Winter bereitet der Wallberg bergab ein rasantes Vergnügen. Mit der Gondelbahn geht’s hinauf zum Panorama-Restaurant und mit dem Schlitten über eine der längsten Rodelbahnen Bayerns wieder hinunter. Aber Vorsicht: Die Rodelbahn ist nichts für Angsthasen.

Fangfrisch aus dem See

Auch wenn am Tegernsee viel Geld wohnt – Protzen liegt den Menschen hier nicht. Klar, es gibt ein Sterne-Restaurant. Mit drei Michelin-Sternen gehört das Restaurant im noblen Seehotel Überfahrt zur absoluten Spitzenklasse. „Eine Reise wert“ heißt die Definition für diese Kategorie. Zuweilen kommt das Edelste aber auch im rustikalen Gewand daher. Eine Reise wert ist daher vielleicht auch die Fischerei in Tegernsee. Jeden Morgen um vier Uhr fährt Fischereimeister Christoph von Preysing hinaus auf den See, holt seine Netze ein und legt neue aus. Der Spross einer der hochadeligsten Familien Bayerns verkauft seine edlen Renken, Forellen oder Hechte fangfrisch aus einem winzigen Laden direkt hinter dem Bräustüberl. Wer möchte, kann einen Räuchersaibling auch direkt auf der kleinen Terrasse genießen. Mit einem guten Bier, oder wahlweise Champagner – alles da. Wer sich selber mal als Fischer versuchen möchte, für den gibt Preysing auch Angelscheine aus und verleiht Boote. In Bad Wiessee am gegenüberliegenden Ufer hat er das Aquadome gebaut, ein großes Süßwasseraquarium mit den Fischen des Sees. Wem es auf ein paar Euro nicht ankommt, dem bietet der Fischereimeister sogar einen Helikopter-Shuttle an – kann man sich ja noch mal überlegen, wenn man im Casino Bad Wiessee ordentlich gewonnen hat.



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