Mittelstand in Bayern: Zwischen Generationswechsel und Digitalisierung

Dem Mittelstand in Bayern geht es gut: Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie spricht von 600.000 ansässigen Unternehmen, rund 4 Millionen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen und über 190.000 Ausbildungsplätzen. Doch es bahnen sich große Herausforderungen für den hiesigen Mittelstand an: Digitalisierung und bevorstehende Generationswechsel wollen gemeistert werden.

Bild: Martinelle – Pixabay.com

Generationswechsel steht in zwei von drei Betrieben an

Der Mittelstand ist Motor für die derzeitige Hochkonjunktur im Land. Doch die Chefs zahlreicher Betriebe werden immer älter: In zwei von drei Betrieben steht nach Angaben der Augsburger Allgemeine in den nächsten 10 Jahren ein Generationenwechsel an. Doch nicht alle Betriebe haben einen Nachfolger: Vor allem in kleineren Betrieben fehlt es oft an Nachwuchs. Das Problem betrifft alle Branchen, doch besonders die Gastronomie leidet zunehmend unter einer sich verstärkenden Überalterung der Geschäftsführer. Das Durchschnittsalter der Inhaber liegt in dieser Branche bei 57 Jahren. Um eine Schließung bei einem ausbleibenden Generationswechsel zu verhindern und um damit Arbeitsplätze zu sichern, sollten sich Inhaber frühzeitig um eine Nachfolge kümmern. Etwa fünf bis zehn Jahre vorher sollte begonnen werden, die Nachfolge zu planen, empfiehlt die Handwerkskammer laut der Augsburger Allgemeinen.

Verschläft der Mittelstand die Digitalisierung?

Doch der Generationswechsel kann auch als Chance begriffen werden: Junge Nachfolger sind eher offen für die Chancen der Digitalisierung, die der Mittelstand in den vergangenen Jahren zum Teil verschlafen hat. In einer Studie gab die Hälfte aller befragten Führungskräfte aus dem Mittelstand an, dass der anstehende Führungswechsel die Chance berge, die Herausforderungen der Digitalisierung besser meistern zu können. Die Studie ergab zudem, dass die jungen Chefs eher zu Investitionen in neue Technik und digitale Lösungen bereit sind als ihre Vorgänger.

Bisher jedenfalls bleiben viele Möglichkeiten vom Mittelstand noch ungenutzt: 2016 hatten noch immer 30 Prozent der deutschen Unternehmen keine eigene Website. Dabei ist gerade das Internet längst Recherche-Werkzeug Nummer eins, wenn es darum geht, Dienstleister, Restaurants oder Handwerker in der Umgebung zu finden. Auch die Gefahr in der Anonymität und Weite des Webs unterzugehen, kann inzwischen getrost entkräftet werden: Mit speziellen regionalen Domains wie der .bayern-Domain können Mittelständler ihren Bezug zur Region unterstreichen. So erhöht man seine Reichweite über eine Website, ohne seine Verbundenheit mit der Region aufgeben zu müssen.

Die Frage nach dem Grund für den bei der Digitalisierung hinterherhinkenden Mittelstand sieht der Innovationsexperte Prof. Dr. Michael Dowling ironischerweise in der derzeit guten wirtschaftlichen Situation. Im Gespräch mit der Mittelbayerischen Zeitung erklärt er: „Dem deutschen Mittelstand geht es zu gut. Viele Mittelständler sehen aufgrund der aktuell hervorragenden wirtschaftlichen Lage keine Notwendigkeit, Digitalisierungsprojekte entschlossen voranzutreiben.“ Doch Innovationen werden immer nötiger, um langfristig mit der Konkurrenz mithalten zu können. Ein weiterer Grund ist laut Dowling allerdings die fehlende technische Infrastruktur: So müssen Mobilfunk- und Breitbandnetz deutlich ausgebaut werden – vor allem in ländlichen Regionen, wo in Bayern viele mittelständischen Unternehmen vertreten sind. Hier sind Bund und Land weiter in der Pflicht. Bisher gibt es mit der „Digitalisierungsoffensive Bayern“ aber bereits erste erfolgreiche Förderungsprojekte für digitale Innovationen im Mittelstand.



Kommentar hinterlassen