Revolutionsführer Kovač – Ist er der Richtige für den Umbruch?

Niko Kovač ist ab der kommenden Saison neuer Trainer des FC Bayern München. Dabei ist der Mann weniger zu beneiden, als es auf den ersten Blick scheint.

Der deutsche Rekordmeister Bayern München hat es sich in den letzten Jahren zur Gewohnheit gemacht, die Top-Talente aus der heimischen Bundesliga unter zu Vertrag zu nehmen. Zumeist gaben die Bayern die Verpflichtung auch zu den denkbar ungünstigsten Zeitpunkten bekannt. Jüngst geschehen bei der Vorstellung von Niko Kovač, der zur kommenden Saison die Nachfolge von Jupp Heynckes antritt. Während dem FC Bayern die sechste Meisterschaft in Folge nicht mehr zu nehmen ist, geht es für die Frankfurter noch um den Einzug ins internationale Geschäft und dementsprechend sind andere Störfeuer bei den Hessen mehr als unerwünscht.

Ein ähnliches Szenario bot sich 2013: Bayern und Borussia Dortmund standen sich im Finale der Champions League gegenüber. Es war das Duell der beiden deutschen Spitzenklubs, welches entscheiden würde, wer von den beiden Teams künftig den Ton hierzulande angibt. Doch auch hier war ein fader Beigeschmack. Dortmunds Mario Götze wechselt gegen Süden und das sickerte ausgerechnet vor dem Endspiel durch. Man muss nur an Januar denken, als Leon Goretzka vor einem Spiel gegen den Rivalen Hannover verkündete, dass er im Sommer nach München wechseln würde.

Doch der jüngste Münchner-Coup ist der eindeutigste machiavellistische Anspruch der Bayern, sich weit über die heimische Konkurrenz hinwegzusetzen. Frankfurts Sportdirektor Fredi Bobic beschrieb das Vorgehen der Bayern im Vertragspoker um Kovač als „egoistisch“.

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Kein Wunder also, dass Bobic wütend reagiert. Ungeachtet dessen, wie die Münchner bei ihrem Werben um den Kroaten vorgingen, Kovač hat gute Arbeit in Frankfurt geleistet und würde eine große Lücke hinterlassen. Und dennoch: Er ist „noch“ kein Superstar-Trainer und trifft bei Bayern auf eine große Aufgabe. Nicht nur, dass der Anspruch in der bayerischen Landeshauptstadt traditionsgemäß groß ist. Nein, Kovač muss auch den Umbruch dirigieren. Franck Ribéry ist mittlerweile 35 und wird wohl nicht in jedem Pflichtspiel der kommenden Saison über die volle Spielzeit gehen können. Ohnehin ist der Vertrag mit dem Franzosen noch nicht verlängert. So wie auch bei seinem Pendant auf der rechten Außenbahn, Arjen Robben. Robert Lewandowski ist unterdessen weiterhin der beste Mittelstürmer der Welt, doch noch ist sein Verbleib nicht zu 100 Prozent sicher. Er wird als möglicher Nachfolger von Karim Benzema bei Real Madrid gehandelt.

Bleibt abzuwarten, welchen Spielern Kovač vertraut und welches System er spielen lässt. Die Eintracht lässt er zumeist in einer 5-3-2-Formation mit dem dynamischen Ante Rebic und Torgarant Sebastien Haller auflaufen. Dabei ähnelt die Effizienz des Frankfurter Spiels durchaus jener, wie sie die Bayern unter Hitzfeld aufweisen. Doch seit den Regentschaften von Louis van Gaal und allen voran Pep Guardiola wollen die Bayern einen attraktiven Angriffsfußball sehen, schließlich fehlen die internationalen Trophäen seit 2013. Trotz der Champions-League-Halbfinalpartien unter Ancelotti und Guardiola sehen die Bayern nicht zuletzt bei online Sportwetten erst in dieser Saison wie echte Favoriten aus. Carlo Ancelotti wollte Guardiolas gute Arbeit fortsetzen, wenn auch mit deutlich weniger Mikromanagement, und während Heynckes immer die einfachen Tugenden des Fußballs verkündete, haben seine Außenspieler immer eine gewisse Freiheit.

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Nun, Kovačs Ernennung als Cheftrainer erfolgte sicherlich zu einer Zeit, in der die Bayern reif für eine Revolution sind. Der Guardiola-Kater wirkt nach, auch wenn derzeit sportlich alles bestens läuft.



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