Der römischen Geschichte in Bayern auf der Spur

Raetia Secunda, oder Rätien, war der Name Bayerns während der römischen Herrschaftszeit. In Anbetracht der langen Existenz des Reiches war die römische Dominanz über das Gebiet relativ kurzfristig. Dennoch hat sie Bayern ihren Stempel aufgedrückt. Einige Städte, die heute noch existieren, wurden während der römischen Herrschaft gebildet und gehören zu den ältesten Deutschlands. Dazu zählen auch Kempten und Augsburg, die hintereinander zu Hauptstädten von Rätien ernannt wurden. Die Hinterlassenschaften der Römer können wir heute in den verschiedenen Museen Bayerns und archäologischen Relikten detailliert verfolgen.

Römische Kultur und Siedlungen in Bayern

Römer waren bekannt für ihre expansive Politik, ausschweifenden religiösen Riten, wie die Bacchanalien, und ihre hedonistische Lebensweise. So liebten nicht nur die Herrscher Augustus und Claudius Sport und Spiele, denn es waren Freizeitaktivitäten, die fast in allen Schichten der Bevölkerung populär waren. Dazu zählte auch die ausgeprägte Badekultur, die in erster Linie Genuss und Kontaktaufbau bedeutete. Mit der Ausweitung des römischen Herrschaftsgebiets im heutigen Bayern, begann der planmäßige Ausbau des Landes und die Verbreitung des römischen Lebensstils.

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Fast alle bayerischen Städte, die eine römische Vergangenheit haben, waren zu Beginn ihrer Gründung Poststationen oder Militärlager, die auch Kastelle genannt wurden. Sie dienten zur Herrschaftssicherung des Antiken Roms und unterstützten maßgeblich den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch in der Region. Nennenswert ist hier Kaiser Augustus, der die strengen Formen der Siedlungsbildung im Laufe seiner Herrschaftszeit aufbrach und zur Vergrößerung der Siedlungen beitrug.

Während einige Orte, wie Passau, Straubing oder Rosenheim, jahrelang zur Grenzsicherung und als Verbindungspunkte genutzt wurden, erlebten andere Städte beträchtlichen Zuwachs, dazu gehört auch die oberpfälzische Hauptstadt Regensburg. Unter dem Namen Castra Regina wurde hier das Hauptquartier der dritten römischen Legion gebaut. Neben Soldaten lebte ein hoher Anteil der Zivilbevölkerung in der Gegend, die den römischen Lebensstil in Germanien weiterführte. Ähnliches galt für die schwäbische Stadt Kempten, die unter den Namen Cambodunum als die erste Hauptstadt von Rätien betrachtet wird. Die ausführliche Rekonstruktion der römischen Geschichte wird im Archäologischen Park Cambodunum für Interessierte gezeigt. In Augsburg – der zweiten glorreichen Hauptstadt von Rätien – findet man heute leider wenige Überreste aus der Antike. Jedoch pflegt auch die Stadt ein sehenswertes römisches Museum.

Archäologischen Park Cambodunum in Kempten

Römische Relikte auf bayerischem Boden

Auch kleinere römische Siedlungen haben ihre Spuren in Bayern hinterlassen. Dazu gehört das Römerpark Ruffenhofen. Das dazugehörige Limesmuseum in Ansbach erzählt den Besuchern den Werdegang des Militärlagers. Das Kastell Biriciana am Rande der Stadt Weißenburgs dagegen ist ein Beispiel für ein gut erhaltenes Relikt, dessen Therme zu den wenigen noch sichtbaren Badehäusern der Antike auf deutschem Boden zählt. Auch der größte römische Schatzfund Deutschlands wurde hier gemacht. Geschichtsliebhaber, die mehr als nur einen Museumsbesuch während einer Städtereise unternehmen wollen, können die Römerstraße Via Claudia Augusta entlangreisen. Die Straße beginnt in Italien, durchquert Füssen und endet in Augsburg. Dabei hat man die Chance zahlreiche Überreste wie antike Brücken zu besichtigen. Eine ähnliche Reise kann man entlang der Obergermanisch-Rätischen Limes veranstalten, welcher in der Antike das römische Herrschaftsgebiet mit Restgermanien abgrenzte. Die Grenzposten wurden dabei nicht nur für militärische Zwecke genutzt, sondern waren auch Dreh- und Angelpunkte für den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch mit Obergermanien. Das Bodendenkmal befindet sich heute in der Liste des Weltkulturerbes von UNESCO. Neben Ruffenhofen kann man in zahlreichen Orten, wie Gunzenhausen, Theilenhofen oder Pfünz, römische Überreste und Rekonstruktionsversuche auf bayerischem Boden entlang der Grenze besuchen.

Bayern ist ein Paradies bezüglich der römischen Geschichte und weiß die Relikte aus dieser Zeit zu schätzen und zu schützen. Fast jede Stadt, die eine römische Vergangenheit aufweist, besitzt ein Museum, welches die Besucher darüber ausführlich aufklärt. Darüber hinaus sind Überreste außerhalb großer Stadtgebiete gekennzeichnet und unter Schutz gestellt. Deshalb ist Bayern sowohl für Liebhaber von Städtereisen, als auch für Fans der römischen Geschichte mit Sicherheit einen Besuch wert.



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