Einzelhandel in Bayern: Internet als Chance für regionale Unternehmen

In Bayern schließen immer mehr Supermärkte, Einzelhändler vieler Branchen beklagen rückläufige Umsätze und immer weniger Menschen bummeln in den beschaulichen Fußgängerzonen des Freistaats. Der Sündenbock ist in den meisten Fällen schnell ausgemacht: das Internet. Doch aktuelle Beispiele zeigen, dass das neue Medium auch Chancen bietet. Ein Einblick.

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Experten erwarten Supermarkt-Sterben

Welche Herausforderungen in den nächsten Jahren auf den stationären Einzelhandel zukommen werden, zeigen aktuelle Zahlen des Handelsverbands Bayern: Wie online bei der Süddeutschen Zeitung zu lesen ist, wurden allein im Freistaat seit 2003 rund 2.500 Lebensmittelgeschäfte geschlossen. Das entspricht einem Rückgang von 21 Prozent. Dieser Trend dürfte sich in Zukunft noch verstärken: Studien prognostizieren, dass bis 2020 jeder fünfte Euro in der bisher vorwiegend offline agierenden Lebensmittelbranche künftig online umgesetzt wird. Schon jetzt bieten Internetriesen wie Amazon vereinzelt Dauerware online an. Doch auch frische Produkte wie Obst, Gemüse, Fisch oder Fleisch könnten in naher Zukunft vorwiegend online verkauft werden. Erste Unternehmen beginnen schon jetzt damit, Frischfleisch online anzubieten.

Onlinehandel als Chance

Warum nicht auf den Zug aufspringen, solange er noch langsam rollt? Gerade in entlegeneren Regionen und in Geschäften abseits der großen Shoppingmeilen lohnt der frühzeitige Einstieg ins Online-Business: Martin Spann vom Lehrstuhl für E-Commerce an der Ludwig-Maximilians-Universität München argumentiert dem Bayerischen Rundfunk zufolge, dass für solche Betriebe der Schritt ins Internet „manchmal die einzige Lösung“ sei. Immerhin könnten über das World Wide Web deutlich mehr Menschen angesprochen werden, ganz neue Zielgruppen erschlossen und neue Kunden gewonnen werden. Die Reichweite ließe sich deutlich erhöhen. Doch noch immer fällt vielen Unternehmen der Schritt ins Internet schwer: Bislang vertreibt nur einer von drei Einzelhändlern aus dem Freistaat seine Waren über das Internet – entweder über Marktplätze wie eBay oder über einen eigenen Onlineshop.

Dass die Verlagerung des Vertriebs ins Internet kein Hexenwerk ist und selbst weniger technikaffinen Unternehmern leicht gelingen kann, zeigt ein Blick in das Angebot von 1&1: Dank Baukastenlösungen und leicht bedienbarer Shopsysteme sind keine Programmierkenntnisse notwendig, um einen Onlineshop zu gründen und die eigene Produktpalette ins Netz zu bringen.

Regionale Produkte aus Bayern sind gefragt

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Beispiele aus Bayern zeigen, dass das auch für kleine Betriebe – etwa Erzeuger regionaler und saisonaler Lebensmittel und Spezialitäten – eine Chance sein kann: So erklärt Christian Neulinger, ein Schäfer aus dem Altmühltal, dem BR, dass immer weniger Menschen ihr Fleisch direkt am Hof kaufen würden. Seit nunmehr zwei Jahren verkauft er daher Frischfleisch über einen eigenen Onlineshop. Seine Kunden stammen aus der ganzen Republik, vorwiegend jedoch aus der Voralpenregion.

Regionale Produkte mit klar erkennbarer Herkunft und in hoher Qualität finden online mehr denn je ihre Abnehmer: Denn immer mehr Menschen legen Wert auf hochwertige Lebensmittel. Sie kaufen deswegen direkt beim Erzeuger statt industriell verarbeitete Produkte aus dem Supermarkt. Der Online-Vertriebsweg bietet Anbietern mehr Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen. Die Kunden wiederum sparen sich die Anfahrt und können selbst aus großer Entfernung einkaufen. Wer regionale Stärken ausspielt, sich durch Innovationen oder eine einzigartige Produktpalette von der Konkurrenz abhebt, kann als Einzelhändler auch online erfolgreich sein.



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