Stille auf Zeit: Klosterurlaube in Bayern

In unserem schnelllebigen Alltag, der häufig von Hektik und Reizüberflutungen geprägt ist, haben immer mehr Menschen das Bedürfnis nach einer spirituellen Auszeit. Klöster unterschiedlicher Ausrichtungen bieten Besuchern an, eine Zeit lang am Ordensalltag teilzunehmen, um durch Stille und Gebet zur Ruhe zu kommen und zu entschleunigen.

Kloster Kreuzgang (Bildrechte: Tama66 – Pixabay.com)

Wachsender Wunsch nach Spiritualität

Die Idee, hinter Klostermauern in aller Abgeschiedenheit innere Ruhe und Balance zu finden, ist nicht neu. Bereits 1961 öffnete die niederbayerische Benediktinerabtei in Niederaltaich ihre Pforten für gestresste Führungskräfte und Manager großer Unternehmen. Doch was zunächst nur diesem Personenkreis vorbehalten war, steht mittlerweile allen offen, die Stille und/oder spirituelle Anleitung suchen.

Immer mehr Menschen in der westlichen Welt wünschen sich so eine Zeit der Kontemplation und spirituellen Besinnung. Ob nach einer schlimmen Krankheit, einer Beziehungskrise oder nach einem Burn-out – bei vielen von ihnen ist der Wunsch bzw. die Suche nach Spiritualität in schwierigen Lebensphasen besonders stark ausgeprägt. Während manche Menschen dann in der Kirchengemeinde aktiv werden, beschäftigen sich andere mit fernöstlicher Esoterik oder nutzen Angebote wie Telefonberatungen auf Seiten wie Questico. Insgesamt ist die Nachfrage nach spirituellen Angeboten stark gestiegen und soll bis zum Jahr 2020 ganze 35 Milliarden Umsatz jährlich generieren.

Breite Palette an Angeboten

Das Konzept „Kloster auf Zeit“ ist bereits so populär, dass sich sogar Reiseführer- und Unternehmen auf Klostertourismus spezialisiert haben. Doch anders als es zunächst aussehen mag, ist nicht jeder Klosterurlauber auf spiritueller Sinnsuche. So unterschiedlich die Motive für eine Auszeit im Kloster sind, so vielfältig sind auch die Angebote. Ob und wie weit man sich in den religiösen Klosteralltag einbringen mag, bleibt einem beispielsweise selbst überlassen.

Bildrechte: maxmann – Pixabay.com

Während manche ihre Beziehung zu Gott suchen oder stärken wollen und die Ordensgemeinschaft vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang begleiten, geht es anderen lediglich um die Ruhe und Abgeschiedenheit, die ein Kloster ausstrahlt. Auch unterscheiden sich die Angebote je nach Ausrichtung des Klosters. Während die Franziskaner bewusst in Armut leben, ist das Klosterleben der Benediktiner sehr kontemplativ und durch das regelmäßige Gebet sowie das Verrichten von Arbeit geprägt. Wer z. B. bereit ist, im Kloster täglich ein paar Stunden zu arbeiten, erhält Kost und Logis kostenfrei bzw. für eine freiwillige Spende.

Wellness in Klosterhotels

Nicht immer müssen es aber Askese und Gebete sein. In Klosterhotels haben Gäste die Gelegenheit, die Stille einer klösterlichen Umgebung zu genießen, ohne dabei auf Komfort verzichten zu müssen. Die Klöster, die durch die Öffnung für Touristen in der Lage sind, sich zu finanziell zu unterhalten, heißen dabei Menschen aller Konfessionen und Glaubensausrichtungen willkommen. So gibt es beispielsweise buddhistische Klöster, die geräumige Gästezimmer mit eigener Dusche und WC sowie drei Mahlzeiten am Tag für insgesamt 90 Euro pro Nacht anbieten. Dabei obliegt die Planung des Aufenthaltes ausschließlich dem Besucher, der am Tagesprogramm teilnehmen kann, aber nicht muss.

Ähnliches gilt beispielsweise auch für das Kloster der Dominikanerinnen in Bad Wörishofen im Unterallgäu, dem Ursprungsort der Kneipp-Kur. Im klostereigenen Hotel hat der Gast die Möglichkeit, unterschiedliche Aufenthalte mit Kneipp-Kuren zu buchen. So beinhaltet das „Kneipp Classic“-Paket z. B. 21 Übernachtungen, Halbpension, tägliche Anwendungen und Massagen. Ganz günstig ist dies jedoch nicht – die Rundum-Wohlfühlauszeit kostet knapp 2.300 Euro.



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