Warum der bayerische Dialekt überlebensfähig ist

Wenn sich ein Bayer und ein Hamburger unterhalten, kann es zuweilen vorkommen, dass sich beide nicht verstehen. Nicht, weil sie sich unsympathisch sind, sondern weil beide Dialekt sprechen.

In kaum einem anderen Land werden so viele verschiedene Dialekte gesprochen wie in Deutschland. Allein in Bayern gibt es mehr als 60 verschiedene Formen der deutschen Sprache, aber der Sprachwissenschaftler Anthony Rowley ist sich sicher: Der bayerische Dialekt stirbt nicht aus. Doch wie hat sich der Dialekt in Deutschland überhaupt entwickelt? Und, sprechen wir in 20 Jahren noch immer Mundart?

Ursprünglich stammt das Wort Dialekt aus der griechischen Sprache und bedeutet übersetzt „Gespräch und Redeweise von Gruppen“. Dieses sprachliche System hat seine eigenen Regeln, denn einige Dialekte werden nur in ganz bestimmten Regionen oder Städten gesprochen. Dazu gehört der Ortsdialekt der Westeifel, er wird nur in einem Umkreis von etwa 30 Kilometern gesprochen und verstanden. Professoren, Humanisten und Kleriker sprachen bis zum Ende des Mittelalters nur Lateinisch, der Rest der Bevölkerung sprach in verschiedenen Dialekten.

Dialekt

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Wer nach Bayern zieht, der darf sich Zuagroaster nennen und zur Verabschiedung heißt es dann Pfiat Di. Der bayerische Dialekt ist sehr vielfältig, denn immerhin ist das Bundesland in die Sprachräume Bayrisch, Fränkisch und Schwäbisch aufgeteilt. Doch was für andere Bundesländer einfach eine Mundart ist, ist für den Bayern ein Stück Heimatgefühl. Zur bayerischen Tradition gehören nicht nur Trachten, Lederhosen, Bier und Blasmusik, sondern eben auch die ganz besondere Aussprache.

Vor rund 1.000 Jahren wurde in Bayern noch eine einzige Sprache gesprochen, später wurden dann verschiedene Volksstämme sesshaft und es entwickelten sich unterschiedliche Dialekte. Der Lech bildet dabei eine sogenannte natürliche Sprachgrenze, denn zu seiner rechten Seite wird bayerisch gesprochen, auf der linken Seite schwäbisch.

Bayerisch ist sexy

Auch bei der Partnersuche ist der Dialekt zuweilen entscheidend, denn oft kommt es nicht drauf an was man sagt, sondern wie man es sagt. Und auch hier kann der bayerische Dialekt punkten und findet sich bei der Wahl der „Sexy Dialekte“ unter den Top drei. Doch Bayerisch ist nicht nur sexy, sondern auch zukunftsträchtig. Der Sprachforscher Anthony Rowley sieht besonders in bayerischen Flüchen und Schimpfwörtern ein großes Potential und ist sich sicher, dass die bayerische Mundart so schnell nicht aussterben wird. Beim traditionellen Schafkopf wird viel geschimpft und Sprüche wie „Du deppada Bua“ würden auch Hochdeutsch einfach nicht funktionieren.

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Um die bayerische Mundart vor dem Aussterben zu bewahren, gibt es immer wieder Diskussionen, ob der heimatliche Dialekt auch an Schulen unterrichtet werden sollte. Denn kaum ein Kind oder Grundschüler in München, Nürnberg oder Würzburg kann heute noch fließend einen Dialekt sprechen. Um auch Kindern und Jugendlichen diese Mundart wieder näher zu bringen, geht der bayerische Sprachatlas einen besonderen Weg: er will mit verschiedenen Flüchen und Schimpfwörtern den Dialekt wieder in Mode bringen. Auch Sprachencamps in Bayern sind eine Möglichkeit Fremdsprachen zu lernen.

Und wer zum ersten Mal im Freistaat ist, der kann sich schon vorab einen kleinen Sprachführer besorgen, damit er Sätze wie: „Du bist a fesches Madl“, „A kim, geh weida“ oder „Host mi?“ auch wirklich versteht.



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