Pflege in Bayern – Was das Land gegen den Fachkräftemangel unternimmt?

Das Thema Fachkräftemangel in der Pflege ist nicht erst seit der Corona-Krise offensichtlich. Es zeichnet sich bereits seit Jahren ab, dass immer weniger Fachkräfte einem immer höher werdenden Bedarf entgegenstehen. Wer sich voll motiviert in die Ausbildung begibt, wird schon recht bald im Arbeitsleben merken, wie sehr ihn die Arbeit an seine Grenzen bringt. Einem ständig steigenden Arbeitspensum durch Ausfallzeiten von Kolleginnen und Kollegen und eigenen Überstunden steht ein unangemessen hoher Verwaltungsaufwand durch Dokumentationen gegenüber. Hinzu kommt ein Arbeitslohn, von dem man seine eigene Familie nur schlecht ernähren kann.

Pflege Bayern

Nicht erst seit Corona sind viele Pflegekräfte in Bayern erschöpft (© Deliris – Shutterstock.com)

Warum ist ein Fachkräftemangel im Bereich der Pflege entstanden?

Im Januar 1995 wurde die Pflegeversicherung als Teil der Sozialversicherung eingeführt. Eine stetig älter werdende Gesellschaft ist an sich nichts neues, aber demgegenüber steht eine Veränderung in der familiären Struktur der Menschen. Alte und kranke Angehörige werden nicht mehr in der Familie versorgt, weil immer mehr Töchter und Schwiegertöchter selbst einem Beruf nachgehen möchten oder wegen finanzieller Gründe müssen. Seitdem nehmen mehr als 4 Millionen Menschen monatlich die Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch. Etwas mehr als 3 Millionen in Form ambulanter Leistungen, der Rest wird in stationären Einrichtungen versorgt.

Aber auch in Bayern bereitet der demografische Wandel nicht nur dem Arbeitsmarkt an sich, sondern vor allem dem Pflegebereich schlaflose Nächte. Nach einer Prognose wird das Angebot an Arbeitskräften in Bayern bis zum Jahr 2035 um rund 9 % zurückgehen, das sind ungefähr 700.000 Personen. Da pflegebedürftige Angehörige aber nun einmal ihren Bedarf nicht an das Vorhandensein von Personal angleichen können, müssen fehlende Arbeitskräfte durch den Einsatz von Versorgungsleistungen innerhalb der Familie ausgeglichen werden. Dies wird jedoch zu Fehlzeiten in den Berufen der Angehörigen führen, sollten sie diese Aufgaben überhaupt übernehmen können und wollen.

Die aktuelle Corona-Situation bzw. die geforderte Impfpflicht für den Bereich Pflege und Gesundheit werden die Situation, vor allem in Seniorenheimen, deutlich verschärfen und könnten zu einem Kollaps im System führen!

Was tut der Freistaat Bayern gegen den Pflegekräftemangel?

Viele Heimbetreiber oder Inhaber von ambulanten Pflegediensten beklagen schon seit längerer Zeit, dass sie keine Fachkräfte für die Versorgung ihrer Bewohner und Patienten finden. Mittlerweile werden Pflegefachkräfte auch über Zeitarbeitsfirmen vermittelt, was für viele Einrichtungen zusätzliche Probleme schafft. Pflegekräfte, die über Zeitarbeit ins Unternehmen kommen, kosten viel mehr Geld als würde man die Verträge selbst mit dem Personal abschließen. Da es aber einen Personalschlüssel gibt, der erfüllt werden muss, ist das für die meisten Heim- oder Klinikbetreiber nicht zu vermeiden.

Zudem fehlen in fast allen Bereichen in der Pflege qualifizierte Mitarbeitern. Deshalb hat der Freistaat beschlossen die Ausbildung zu stärken. Es sollen also weitere Pflegekräfte wie z.Bsp. der Pflegefachmann oder die Pflegefachfrau ausgebildet werden.

Erste Hilfe

Die Ausbildung zur Pflegefachfrau ist Abwechslungsreich und beinhaltet natürlich auch die Erste Hilfe (© Microgen – Shutterstock.com)

Bereits in den Jahren vor Corona fehlten laut Verdi Bayern alleine in Bayern 12.000 Vollzeit-Pflegekräfte in Krankenhäusern. Da viele Fachkräfte jedoch nur in  Teilzeit arbeiten, liegt der tatsächliche Bedarf viel höher. In der Altenpflege ist es noch schlimmer, hier wird von einer Lücke von rund 48.000 Beschäftigen in der stationären Pflege gesprochen. Als wenn das noch nicht genug an schlechten Nachrichten wäre, muss bedacht werden, dass fehlendes Personal für den Abbau von Pflegeplätzen in der Einrichtung sorgt.

Es ist nicht nur in Bayern wichtig, die Voraussetzungen zu verbessern, dass die Berufe in der Pflege wieder attraktiver werden. Dazu zählt natürlich eine bessere Bezahlung und bessere soziale Leistungen. Das Übel liegt aber im sogenannten Personalschlüssel, der stetig reduziert und wegrationiert wurde. Immer weniger Personal muss mit gleichem oder höherem Arbeitsvolumen fertig werden, was dafür sorgt, dass die Pflegenden am Ende ihrer Kräfte sind. Ständige Überstunden und der Ersatz für ausgefallene Kolleginnen und Kollegen tragen ebenfalls dazu bei, dass der Bereich Pflege Gefahr läuft, zu einer echten Gefahr für die alten und kranken Menschen zu werden, weil diese nicht mehr adäquat versorgt werden können.

In Bayern scheint man das erkannt zu haben, es bleibt abzuwarten, wie die zuständigen Politiker mit diesem Thema umgehen.



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