Nackte Haut vor der Linse: Was macht eigentlich ein Akt- oder Erotikfotograf?

2019 gab es in Bayern knapp 3.000 Berufsfotografen. Etwa die Hälfte von ihnen selbstständig. Mehrere tausend weitere Menschen, die mit Fotografie ihr Geld verdienen, tun das im Nebenerwerb, wo sie oftmals unter solchen Bezeichnungen wie Fotokünstler firmieren. Hinzu kommen noch Zehntausende im Freistaat, die das Fotografieren „nur“ als Hobby ausüben – dabei jedoch teils sehr professionell vorgehen.

Erotik Shooting

© julio – stock.adobe.com

Zusammen gibt es bei uns deshalb eine erhebliche Anzahl von Menschen, die bestens mit Kamera und Bildbearbeitungssoftware umgehen können. Zwar sind die von ihnen angebotenen Fotostile ebenfalls enorm vielfältig, bei vielen dieser Frauen und Männer finden sich jedoch zumindest teilweise Models vor der Linse, die sehr wenig Kleidung tragen. Stellt sich die Frage: Wie sieht die Arbeit solcher Fotografen aus? Wer beauftragt sie und: Kann man sich dabei überhaupt aufs Fotografieren konzentrieren?

Auf den folgenden Zeilen gehen wir all diesen Fragen nach und entkräften zudem typische Klischees.

Akt, Erotik – ist das nicht alles irgendwie Pornografie?

Wohl jeder Leser dürfte schon einmal Fotos von bestenfalls mangelhaft bekleideten Menschen gesehen haben. Und Nacktheit, so empfinden es zumindest viele, hat etwas Erotisierendes. Davon jedoch abzuleiten, all diese Fotografen seien „Pornografen“, wäre grundfalsch.

Dazu ist es nötig, gleich mehrere Fotostile aus diesem Bereich zu beleuchten:

  • Dessous/Lingerie: Primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale bleiben bedeckt, die Fotos können jedoch einen erotischen Touch haben.
  • Verdeckter Akt: Die Geschlechtsmerkmale sind unbekleidet, sind aber durch Positur oder andere Techniken nicht im Motiv sichtbar.
  • Teilakt: Der Fokus liegt auf Nahaufnahmen, Bildausschnitten unterschiedlichster Körperteile. Das Gesicht bleibt meist verdeckt.
  • Vollakt: Die Geschlechtsmerkmale sind unbekleidet und im Bild wenigstens teilweise sichtbar. Jedoch: Weder liegt der Fokus auf den Geschlechtsmerkmalen noch sind diese sichtbar erregt (Penis schlaff, Vagina geschlossen/trocken).
  • Erotik/Boudoir: Ähnelt dem verdeckten oder Vollakt, wobei hier das Setting und die Posen absichtlich verführerischer, eben erotischer
  • Porn/Porn-Art: Das Sexuelle überwiegt eindeutig. Die Geschlechtsmerkmale liegen im Fokus, Models sind mitunter sichtbar körperlich erregt. Je nach Setting gehören Masturbation oder Geschlechtsverkehr hinzu.

Lediglich die beiden letzten Stile sind sexueller Natur. Die Aktfotografie ist dagegen eindeutig künstlerisch. Die Grenze verläuft dort, wo die Ästhetik des Körpers an sich in den Hintergrund rückt und das Sexuelle stärker wiegt.

Übrigens: Längst nicht jeder Fotograf bietet alle diese Stile an. Der Anteil von Akt-Fotografen überwiegt dabei deutlich – nicht zuletzt, weil es für die anderen Stile eine geringere Nachfrage gibt.

Erotische Fotos: Wer lässt sowas von sich anfertigen?

Die kurze Antwort: Deutlich mehr als mancher es vielleicht erwarten würde. Tatsächlich ist die Palette sehr breit. Sie beginnt bei Menschen, die solche Fotos schlicht für sich selbst haben möchten. Einfach, weil ein solcher Fotograf durch Können und Erfahrung weiß, wie man derartige Motive gestalten muss, damit die abgelichtete Person gut aussieht.

Ebenfalls groß ist der Anteil von Menschen, die derartige Aufnahmen als Geschenk für den Partner anfertigen lassen. Hinzu kommt eine ganze Bandbreite von Personen, die erotische Fotos aus professionellen Gründen benötigen. Im Bereich Escort etwa lassen viele Frauen sich für ihre sogenannte Sedcart erotisch fotografieren. Ebenso werden die Fotografen von Magazinen und ähnlichen Firmen gebucht, die sich auf solche Darstellungen spezialisiert haben – und natürlich den jeweiligen Models bzw. Darstellern.

Last, but not least, gibt es einen gewissen Anteil von Paaren. Entweder ebenfalls für ihr privates Vergnügen oder eine angestrebte Karriere lassen sie hocherotische bis unzweifelhaft pornografische Fotos von sich erstellen.

Dazu eine Zahl: Anno 2014 befragte das Magazin Cosmopolitan seine Leser bezüglich derartiger Erfahrungen. 99 Prozent davon waren weiblich. Und 98 Prozent hatten bereits Nacktfotos von sich erstellt oder erstellen lassen – 82 Prozent gaben an, es wieder tun zu wollen.

Erotikaufnahmen: Wie läuft sowas in der Praxis ab?

Tatsächlich nicht anders als ein beliebiges anderes Foto-Shooting, bei dem Menschen im Mittelpunkt stehen – egal ob in freier Natur oder in einem Studio. Besonders gering sind die Unterschiede, wenn diejenigen vor der Kamera bereits Erfahrung damit haben, professionell fotografiert zu werden. Dabei spielt es nicht einmal eine große Rolle, ob dabei früher schon die Hüllen fielen oder nicht.

Die einzigen wirklichen Unterschiede liegen in den Details:

  • Um rechtlich auf der sicheren Seite zu stehen, wird sich absolut jeder Fotograf die Volljährigkeit seines Models bescheinigen lassen und dies auf irgendeine Weise dokumentieren.
  • Sehr oft gehört entweder zum Model oder Fotografen eine weitere Person. Diese liefert nicht nur praktische Unterstützung, sondern hilft insbesondere dabei, eine lockere, sichere Atmosphäre zu erschaffen.
  • Das Styling umfasst mitunter den gesamten Körper. Nicht zuletzt wartet man mit dem Fotografieren zudem oftmals, damit keine Druckstellen der Unterwäsche mehr auf der Haut zu sehen sind.
  • Ein Studio wird oftmals sehr stark aufgeheizt – bis bekleidete Personen durchaus ins Schwitzen kommen. Da ein Shooting durchaus mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann, wird es dem Model sonst sichtbar zu kühl. Die entstehende Gänsehaut würde viele Stunden Bildbearbeitung verschlingen.

Abgesehen davon ist selbst ein Porn-Art-Shooting aus professioneller Sicht nichts Außergewöhnliches. Der Fotograf bespricht, was das Model möchte, und gibt Anweisungen – wobei bei diesen Fotos noch viel stärker die Regel gilt „Anweisen ja, Vormachen ja, Model anfassen nein“.

Sexuelles vor der Linse: Wie gehen Fotografen und Models damit um?

Es dürfte zu den am häufigsten gestellten Fragen an Erotik-Fotografen wie -Models gehören: Reagiert man nicht „in gewisser Hinsicht“ auf die Erotik? Die Antwort dürfte manchen enttäuschen. Nein, fast nicht.

Am einfachsten hat es diesbezüglich der Fotograf: Kein Profi käme auf die Idee, die ganzen Einstellmöglichkeiten von Kamera und Beleuchtung einer Automatik zu überlassen. Daher ist der Fotograf viel zu sehr in das Technische eingebunden. Die Szenerie vor der Linse – egal wie erregend sie sein mag – wird für das geschulte Auge dadurch nur noch aus professioneller Sicht wahrgenommen.

Nicht zuletzt muss man noch eines bedenken: Fotografen, die solche Motive anbieten, haben damit oftmals eine langjährige Erfahrung. Eine gewisse „routinebedingte Abstumpfung“ stellt sich dadurch meist zwangsläufig mit der Zeit ein.

Bei den Models kann(!) es etwas(!) anders sein:

  • Um sich nackt und insbesondere erotisch/pornografisch ablichten zu lassen, ist ein gewisser Hang zum Exhibitionismus vonnöten, wodurch die Handlung an sich bereits mit der eigenen Sexualität verknüpft wird.
  • Im Gegensatz zum Fotografen muss das Model sich hauptsächlich auf Posen und Körperspannung konzentrieren. Das lässt durchaus Raum für „Kopfkino“.
  • Bei pornografischen Shootings kommt vielfach noch eine durch das Motiv nötige Stimulation zu.
  • Nicht zuletzt ist es für solche Fotos schlichtweg manchmal nötig, auch entsprechend erregt auszusehen.

Mitunter kann sich deshalb eine gewisse Erregung bei den Personen vor der Kamera breitmachen. Wer diesbezüglich allerdings nun an Intimitäten zwischen Model und Fotograf denkt, liegt komplett falsch. Das kommt nur dann vor, wenn beide sowieso miteinander liiert sind.

Übrigens: Wer nach solchen Fotografen in Bayern sucht, der wird in jeder größeren Stadt fündig werden. Sehr viele professionelle Studios bieten (auch) solche Fotos an. Vielleicht nicht zwingend Erotik, aber Aktfotografie gehört zum Portfolio fast aller Fotoexperten.



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